VL: Manuel Coote, Schulleiter OSW, Timon Zimmermann (Reformschule Kassel) – Gewinner des Wettbewerbs, Simone Malkomeß, Koordinatorin Begabtenförderung der OSW
Kurz vor dem Start des Sozialpraktikums stellten sich die Schüler_innen des JG 10 der OSW dem Auswahlgremium einer Jury aus dem JG 9, die auf diese Weise schon mal in die Vorgehensweise des Wettbewerbs hineinschnuppern konnten, an dem sie nächstes Jahr teilnehmen werden. Eine Reihe von sehr interessanten Vorträgen wurde geboten, aber es kristallisierten sich schnell die Sieger dieser Ausscheidung heraus. Justin Nemitz aus der 10b und Gamila Abdullah Salem aus der 10c konnten mit ihren Themen „Mord und Totschlag“ sowie „H&M“ das Auditorium überzeugen.
Als der Tag des Wettbewerbes kam – es war der 10. März 2020 – , waren die Schlagzeilen schon bestimmt durch Nachrichten über das Virus Corona. Der Wettbewerb kam, rückblickend gesehen, keinen Tag zu früh, denn nur sechs Tage später wurden die Schulschließungen in Hessen durch das HKM beschlossen. So war es an diesem Tag bereits ein ungewohnt verhaltener Start in den Wettbewerb ohne begrüßendes Händeschütteln und mit sorgfältigem Abstand, als die Gäste von der IGS Nordend (Frankfurt), IGS Kastellstraße (Wiesbaden) und Reformschule Kassel an der OSW ankamen.
„Bühne frei für helle Köpfe“ ist ein Wettbewerb, der sich an die Schulen richtet, die projektorientierten Unterricht als wesentlichen Bestandteil ihres Unterrichts manifestiert haben und gilt als Teil der Begabtenförderung an der OSW. Unterstützt wird dieser Kooperationswettbewerb durch das Hessische Kultusministerium. Die vier beteiligten Schulen – IGS Kastellstraße in Wiesbaden, IGS Nordend aus Frankfurt, Reformschule Kassel und die Offene Schule Waldau – liefern sich seit Jahren einen Wettstreit um einen Wanderpokal, den die siegreiche Schule mit nach Hause nehmen darf. Präsentiert werden im Unterricht erarbeitete Projekte, die in diesem Jahr wieder sehr abwechslungsreich waren. Zu Beginn präsentieren die Referenten ihr Thema mithilfe eines Thementisches, der bei den Zuhörern bereits Interesse wecken soll und von der Jury im Vorfeld begutachtet wird. Erstmals in diesem Jahr dabei der neue Schulleiter der OSW, Manuel Coote, der mit warmen Worten die Eröffnung des Wettstreits beging.
Die im Vorfeld ausgeloste Reihenfolge bot eine abwechslungsreiche Mischung aller Referenten, für die OSW ging es an direkt an 1. und an 5. Stelle an den Start. Gamila Abdullah Salem begeisterte vor allem mit ihrer ruhigen Art, die sich weder durch nachtrödelnde Zuhörer noch durch wankelmütige Technik aus der Ruhe bringen ließ, als sie von den Arbeitsbedingungen und Herstellungsmethoden der Modekette „H&M“ referierte. Auch ihr dargebotener kurzer Film machte deutlich, auf wessen Kosten sich die Firma bereichert. Ein gelungener Auftakt, den Timon Zimmermann mit „Warum fällt ein Segelflugzeug nicht vom Himmel“ weiterführte. Bereits als er vom Ausflug auf dem Dörnberg und den dort beobachteten Segelfliegern erzählte, die ihn zu seinem Präsentationsthema inspirierten, hatte er das Auditorium, das sich aus mitgereisten Schüler_innen aus Südhessen sowie Mitschüler_innen der Kandidaten der OSW zusammensetzte, gefangen. Begeistert erläuterte er seine durchgeführten Experimente und konnte am Ende seine Frage so beantworten, dass alle nun erklären können, warum Segelflieger nicht sofort vom Himmel stürzen.
Anschließend erläuterte uns Mita Hollinghaus von der IGS Kastellstraße mit ihrer Präsentation die potenzielle Zukunft der Organtransplantation mithilfe von „Xenotransplantation“. Organe von Tieren verpflanzt in Menschen? Bisher tatsächlich noch Zukunftsmusik, aber ein medizinischer Forschungsbereich, der immer größer wird und der von Mita abwechslungsreich und sehr spannend vorgestellt wurde. Anschließend betrat Sina Jung von der IGS Nordend die Bühne. Mit ruhiger und aufgrund einer Stimmbehinderung leiser Stimme, tauchte sie in die Geschichte der NS-Zeit ein und erläuterte erschütternd und bewegt das Thema „Euthanasie“. Die Zuhörer waren mehr als gebannt, als sie schließlich mit den Worten schloss, dass auch sie unter das Euthanasiegesetz gefallen wäre. Ein großartiger Vortrag kurz vor der kleinen Kaffeepause.
Nach einer kurzen Stärkung kam der zweite Kandidat der OSW an die Reihe. Justin Nemitz erläuterte mit seinem witzigen und sehr informativen Vortrag den Unterschied von „Mord & Totschlag“ und konnte sich dabei sogar einige Lacher des Auditoriums sichern. Weiter ging es mit einem hoch wissenschaftlichen Vortrag von Marius Keil, Reformschule Kassel, der „Mit Licht rechnen“ ließ und seine Zuhörer durch Taschenrechner aufforderte, dem Thema zu folgen. Seine Ausführungen über den Welle/Teilchen-Dualismus des Lichts und die langwierigen Rechnungswege, die er vorstellte, schienen auf den ersten Blick abschreckend, jedoch holte er durch seine spannende Vortragsweise die Zuhörer jederzeit ab. Die letzte Präsentation stellte die IGS Nordend mit Marlene Wilsdorf. Auch sie ging in der Geschichte ein wenig zurück und wir landeten im Irland der 1970er Jahre: „bloodySunday – der Nordirlandkonflikt“ bot einen erschütternden, informativen und sehr guten Abschluss eines gelungenen Tages.
Alle Kandidaten boten an diesem Tage großartiges und dürfen mit Recht stolz auf sich und ihre Leistungen sein!
Nun kam der Teil, der für alle – Kandidaten und begleitende Mitschüler_innen – den langweiligsten Teil des Tages darstellte, denn die Jury – gebildet aus den Kolleg_innen und Elternvertretern der beteiligten Schulen – zog sich zur Beratung zurück. Wie stark diskutiert wurde, ließ sich nur erahnen, denn die Dauer der Beratung war – so die beteiligten Kolleg_innen – so kurz, wie nie zuvor.
Aber letztlich war man sich sehr schnell einig.
Am Ende blieb die Gewissheit, dass die Reformschule Kassel zum zweiten Mal in Folge den Wanderpokal zu sich nach Hause holen konnte. Timon Zimmermann konnte mit seiner Präsentation „Warum fällt ein Segelflugzeug nicht vom Himmel“ die Jury überzeugen und die meisten Punkte erreichen und somit den Sieg nach Hause holen. Justin Nemitz und Marius Keil teilten sich den zweiten Platz und nahmen ebenso stolz ihre Preise entgegen.
Unterstützt von kräftigem Applaus für alle Kandidat_innen verabschiedete schließlich Herr Coote die Gäste und alle ausgeharrten Mitschüler_innen im Auditorium und schloss damit einen langen, aber zufriedenstellenden Wettbewerb.
Damit ging ein sehr informativer und spannender Tag zu Ende und der nächste Termin für „Bühne frei für helle Köpfe“ kommt bestimmt.
Simone Malkomeß